4. Oktober 2017

Bei einer Superkuh zu Hause – Ein Interview mit Judith Siebers

Judith Siebers

In den letzten Wochen haben drei Milchviehbetriebe tiefe Einblicke in ihren Alltag erlaubt. Mit Sensoren, Kameras und vielen neugierigen Augen vor Ort wurden drei Milchkühe intensiv begleitet und von Sensoren erhobene Daten in einen „Lifeblog der Tiere“ übersetzt. Das ist ein ebenso neues wie spannendes Projekt, das die Gesellschaft intensiv am Gesehen im Milchviehstall teilhaben lässt. Wir haben dazu mit Judith Siebers von einem der „Superkuh-Betriebe“ gesprochen.

Redaktion: Frau Siebers, wie sind Sie zu den Superkühen gekommen?

Judith Siebers: Die Redakteure des Projektes sind auf mich zugekommen, und nach anfänglicher Skepsis konnte ich dem Projekt doch sehr viel Gutes abgewinnen. Wir schätzen die Möglichkeit, der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, wie ein Großhof funktioniert.

Redaktion: Was waren Ihre Erwartungen an das Projekt?

Judith Siebers: Wir wollen die Möglichkeit nutzen, einer breiten Masse zu zeigen, wie es Kühen auf einem großen Hof geht, und dass die Haltung von Tieren in einem großen Bestand nicht zum Nachteil für die Kühe ist. Wir führen des Öfteren Betriebsbesichtigungen durch, und da werden uns immer wieder viele Fragen gestellt, die auf ein enormes Wissensdefizit bei den Verbrauchern schließen lassen. Außerdem wird gerade der Verbraucher durch die vielfältigen Informationskanäle oft nur einseitig informiert und dadurch entsteht auch eine große Unsicherheit.
Uns ist es wichtig, dass wir Wissen einer breiten Öffentlichkeit wertfrei zur Verfügung stellen können. Natürlich gibt es viele Kritiker – aber dies dient auch dem Dialog, und sowohl meine Mitarbeiter als auch ich gehen offen mit kritischen Fragen um und versuchen auf diesem Weg, Vorurteile abzubauen.

Redaktion: Welchen Eindruck haben Sie von den Reaktionen aus der Gesellschaft nach knapp drei Wochen?

Judith Siebers: Wir sind von der Reaktion auf das Projekt total überwältigt. Mehr als 300.000 Zugriffe wurden bereits in den ersten beiden Wochen des Projektes verzeichnet. Verschiedene Fernseh- und Radiosendungen haben bereits Themen bearbeitet. Es war uns von Anfang an klar, dass – unabhängig davon, wie neutral auch berichtet wird – es sicherlich eine Vielzahl von Kritikern geben wird. Wir und das 16-köpfige Projektteam lassen uns davon jedoch nicht beeinflussen und beantworten sachlich jede Frage.
Insgesamt kann ich bis jetzt ein sehr positives Feedback ziehen – auch wenn die Arbeitsbelastung sehr hoch ist.

Redaktion: Würden Sie noch einmal bei einem solchen Projekt mitmachen, und was sind Ihre Empfehlungen an Berufskollegen, die vielleicht für ähnliche Vorhaben angesprochen werden?

Judith Siebers: Grundsätzlich würde ich auf jeden Fall wieder bei einem solchen Projekt mitmachen.
Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und Zeitintensität lassen sich solche Projekte jedoch nicht ohne sehr gute Vorbereitung und Planung durchführen. Berufskollegen würde ich raten, sich bei Projektanfragen intensiv mit dem Projektteam und der Herstellungsgesellschaft auseinanderzusetzen, damit nicht im Laufe des Projekts festgestellt wird, dass man im Grunde verschiedene Ansätze verfolgt. Desweiteren kann so ein Projekt dazu dienen, sich selbst den Spiegel vorzuhalten und Strukturen zu reflektieren.

Redaktion: Frau Siebers, vielen Dank für Ihre Einschätzung!

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