Martin Gräf, Gräf GbR in Lindlar
Auf unserem Milchkuhbetrieb in Lindlar im Oberbergischen Kreis leben die Kühe in einem topmodernen, erst kürzlich renovierten Boxenlaufstall. Die gut eingestreuten Liegeboxen mit flexiblen Boxenbügeln und Kuhbürsten sorgen für optimale Bedingungen. Dazu gehört auch, dass die Tiere im Sommer mittels Belüftung und Beregnung vor der Hitze geschützt werden. In diesem Stall finden sich immer die gleichen, auf den Bedarf der Tiere abgestimmten Voraussetzungen; wir sind davon überzeugt, damit das Tierwohl bestmöglich zu gewährleisten.
Die hohen Milch- und Lebensleistungen der Kühe bestätigen unsere Strategie. Das gilt im Übrigen auch mit Blick auf die Klauengesundheit unserer Kühe. Durch den dauerhaft gleichen, trittsicher gestalteten und regelmäßig gesäuberten Stallboden haben wir damit so gut wie keine Probleme.
Foto: © Gräf
Ein weiterer Grund dafür, dass wir auf die Stallhaltung setzen, liegt in den geschotterten Wegen, die zwischen unseren Grünlandflächen und dem Stall liegen. Dabei handelt es sich um öffentliche Wege, die häufig auch von Wanderern genutzt werden. Die Tiere morgens und abends vom Stall zur Weide und zurück zu treiben, wäre hier nicht ohne Weiteres möglich.
Für uns sprechen aber noch mehr Gründe dafür, ohne Weidegang zu wirtschaften. Im Stall können wir durch Futteranalysen und eine entsprechende Rationsgestaltung verlässlich sicherstellen, dass die Tiere das ganze Jahr über bedarfsgerecht und mit einer gleichbleibend hohen Futterqualität versorgt werden. Das gezielte Grünlandmanagement stellt überdies sicher, dass keine Futterverluste durch Tritt oder Überweidung entstehen. Auch die Nährstoffe in den Ausscheidungen der Tiere werden bei uns deutlich besser und effizienter verwertet, als dies bei Weidegang möglich wäre. Wir nutzen die im Stall anfallende Gülle in einer Biogasanlage zur Erzeugung von Strom (99kwel), mit dem 200 Haushalte versorgt werden können. Zudem reduziert die Verwertung der Gülle über die Biogasanlage im Vergleich zum Weidegang die Emissionen von Ammoniak und Methan. Die nach der Vergärung dünnere Gülle lässt sich sehr gut gezielt, gleichmäßig und bodennah ausbringen, ohne damit den neuen Futteraufwuchs auf dem Grünland zu verschmutzen.
Fotos: © Gräf
Und ja – natürlich bedeutet der Verzicht auf Weidegang auch, dass die Zeit für das Einzäunen der Weiden, für Zaunpflege und -reparatur sowie für das tägliche Treiben der Tiere entfällt. Aus unserer Sicht bringt der Verzicht auf den Weidegang – unter den Bedingungen unseres Betriebs – ein klares Plus für die Tiere, für die Umwelt und in Form der Arbeitserleichterung auch für uns Menschen.
Hier geht es zum weiteren „Gastbeitrag: Die Bedeutung der Weidehaltung in Agrarökosystemen“