Der Bauernhof-Naturkindergarten Dahlem macht die moderne Landwirtschaft für die Jüngsten erlebbar. Die Kinder lernen schon sehr früh, dass man sich um Tiere regelmäßig kümmern muss und erleben regionale Nährstoffkreisläufe.
Mit dem Bauernhof-Naturkindergarten Dahlem hat sich die Landwirtin und staatlich anerkannte Erzieherin Verena van Kann einen Traum erfüllt. Als 2018 nach einem Stallneubau der alte Kuhstall leer stand, nutzte sie die Chance, ihre Begeisterung für Kinder, Tiere und Natur zu kombinieren. Zur gleichen Zeit war die Gemeinde Dahlem nicht nur auf der Suche nach einem besonderen pädagogischen Konzept, sondern benötigte auch weitere Kindergartenplätze.
Schon in ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Kindheitspädagogik hatte die junge Landwirtin ein Kindergarten-Konzept für einen Bauernhof und damit einen offenbar so überzeugenden Mix aus Fachwissen, Ideen und Begeisterung entwickelt, dass sich die Verantwortlichen der Eifelgemeinde gerne von der Umsetzung auf dem Betrieb van Kann überzeugen ließen.
Theresa Neubusch und Verena van Kann
Vom alten Kuhstall zum modernen Kindergarten
„Ein alter Kuhstall ist und bleibt ein alter Kuhstall. Daraus einen modernen Kindergarten zu machen, der allen entsprechenden Vorgaben gerecht wird, war schon sehr herausfordernd. Hohe bauliche, statische und brandschutztechnische Voraussetzungen mussten erfüllt werden. Und das war zum Teil mit hohen Kosten verbunden. Zudem hatten wir seinerzeit nicht nur mit Materialmangel, sondern auch mit einem Fachkräftemangel bei den beteiligten Bauunternehmen zu kämpfen“, erinnert sich Verena van Kann. Dank der Finanzierung des Umbaus durch das Land NRW im Rahmen der Kita-Förderung und durch die Gemeinde Dahlem konnte das Vorhaben trotz aller Verzögerungen im Frühsommer 2023 zum Abschluss gebracht und der Kindergarten mit einer ersten Gruppe von 10 Kindern eröffnet werden.
„Ich sehe auch bei Kindern aus dem ländlichen Raum großen Bedarf, landwirtschaftliche Strukturen erleben zu können. Deshalb war uns bei der Umsetzung unserer Idee und der Wahl eines geeigneten Bauernhofs wichtig, dass hier eine realistische Landwirtschaft gezeigt wird. Die Kinder sollen mit dem Thema aufwachsen und wissen, wo das Essen herkommt“, erklärt Jan Lembach, Bürgermeister der Gemeinde Dahlem als Kindergartenträger und engagierter Ideengeber des Projekts.
Der Dahlemer Bürgermeister Jan Lembach unterstützte das Projekt von Anfang an.
Und er ergänzt: „Bei der Vorstellung des Konzepts im Gemeinderat hat es natürlich intensive Diskussionen gegeben, aber die Reaktionen waren von Beginn an durchweg positiv. Wir freuen uns, dass wir nach der mehrjährigen Phase mit Diskussion, Planung und Umsetzung nun einen Bauernhof-Kindergarten in der Gemeinde haben, der unsere ursprünglichen Erwartungen sogar noch übertrifft.“
Spannende Kindergarten-Tage …
Seit der Eröffnung erleben die Kleinen ein ebenso vielseitiges wie spannendes Tagesprogramm. „Sie sind eben hier nicht nur Gäste, sondern können hautnah am Geschehen teilnehmen, und das geht weit über Hund und Katze streicheln hinaus“, sagt Verena van Kann lächelnd.
Gemeinsam im Team mit Kindergarten-Leiterin Theresa Neubusch, die 2018 in Köln ihren Studienabschluss mit einem Bachelor zum Thema Frühförderung erworben hat, und vier weiteren Erzieherinnen begleitet sie die Kinder durch den Tag.
In Ruhe ankommen und gemeinsam frühstücken bilden den Auftakt. Dann werden in Kleingruppen die Kälber gefüttert und versorgt, es geht je nach Jahreszeit und Witterung in den Wald, auf die Wiesen oder Felder und natürlich auch auf den Spielplatz. Ein gemeinsamer Mittagssnack gehört ebenso zu der Rundumbetreuung im Bauernhof-Naturkindergarten Dahlem. Je nach den auf dem Bauernhof anstehenden Arbeiten erleben die Kinder Highlights wie die Futterernte und die Befüllung des Fahrsilos hautnah. „Uns ist wichtig, den Kindern Tiere, Natur und Landwirtschaft nahezubringen. So sollen spielerisch der Umgang mit und die Verantwortung für Tier und Umwelt gelernt und realistische Bilder vermittelt werden. Ganz wichtig ist uns dabei, die Kinder durch sinnhafte Tätigkeiten in ihrem Selbstvertrauen zu stärken“, erläutert Theresa Neubusch.
Und Verena van Kann ergänzt: „Für all das bieten unsere 100 rotbunten Milchkühe mit Nachzucht, der neue Offen-Laufstall, die 90 ha Grünland, 30 ha Acker und 10 ha Wald ein perfektes Umfeld. Dazu gehört aber natürlich auch ein stringentes Sicherheitskonzept. Jeden Tag wird klar zwischen Landwirtschaft und Kindergarten abgestimmt, welche Arbeiten anstehen und wo sich die Kinder auf dem Hof gefahrlos bewegen können, wobei immer Personal des Kindergartens dabei ist.“
Tipp: frühzeitig über Vorgaben und Fördermöglichkeiten informieren
Abgesehen von dem bereits während ihres Studiums erarbeiteten Konzept für eine Kindertagesstätte auf dem Bauernhof hat sich Verena van Kann im Vorfeld viele weitere Gedanken gemacht. Ein klarer Tipp für Berufskolleginnen, die vielleicht Ähnliches vorhaben, lautet denn auch: „Es ist unabdingbar, im Vorfeld frühzeitig Informationen über rechtliche und bauliche Vorgaben einzuholen und mit der Gemeinde über Bedarf und mögliche Fördermöglichkeiten zu sprechen“, so die Landwirtin, die in ihrer Doppelrolle erkennbar aufgeht. Sie sprüht förmlich vor neuen Ideen, wie das Angebot für die Kleinen weiter ausgebaut werden kann, etwa mit Hühnern oder einem kleinen Gemüsegarten. „Wenn wir sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder nach den Kälbern schauen, durch Feld, Wald und Wiese stiefeln und nicht müde werden, Fragen zu allem und jedem zu stellen, was ihnen auffällt, dann ist das eine wundervolle Bestätigung für das, was wir tun“, freuen sich Theresa Neubusch und Verena van Kann gleichermaßen.
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