Mehraufwand mit Mehrwert: Weidegang für seine Kühe, das schätzt Milchkuhhalter Benedikt Reuter aus Rheinbach ganz besonders an seinem Beruf. Durch Weideflächen am Betrieb kann er das praktizieren, was viele Milchkuhbetriebe nicht (mehr) können. DIALOG MILCH hat den Landwirt zum Start der Weidesaison besucht.
„Es gibt nichts Schöneres als eine weidende Kuh – das bietet einen so viel höheren Mehrwert.“ Der 33-jährige Agrarbetriebswirt Benedikt „Benny“ Reuter bewirtschaftet im nordrhein-westfälischen Rheinbach einen Biobetrieb nach EU-Öko-Verordnung mit 120 Milchkühen plus Nachzucht und setzt auch aus Überzeugung von Frühjahr bis Herbst auf Weidegang.
Was bei ihm geht, ist auf vielen Betrieben nicht mehr möglich – wegen der Lage im Ort, wegen Baugebieten, die auf ehemaligen Weideflächen ausgewiesen wurden, oder wegen viel befahrener Straßen. Umso mehr freut ihn, dass seine Tiere den täglichen Auslauf bekommen – und er das Bild der weidenden Kühe genießen kann.
Porträt Landwirt Benny Reuter
Weidegang bedeutet mehr Arbeit, hat aber auch viele Vorteile
Die gepachteten Weideflächen liegen recht nah beim Stall. Trotzdem bedeutet der Weidegang nach dem Melken jeden Morgen gut eine halbe Stunde zusätzlich, und eine weitere halbe Stunde ist erforderlich, um die Kühe zum abendlichen Melken wieder in den Stall zu holen. „Auch die Weidepflege sowie Zaunkontrolle und -pflege kosten Zeit und Geld, ebenso die Versorgung der Tiere mit frischem Trinkwasser. Im Sommer müssen die beiden Tränkewagen beinahe täglich auf dem Hof gefüllt und wieder auf die Weideflächen gefahren werden.
Kühe auf Weide Hof Reuter
„Der Blick auf die friedlich grasenden Kühe entschädigt aber“, freut sich Benny Reuter. „Man sieht am Anfang der Weidesaison, wenn die erst einmal ein, zwei Tage draußen waren, wie ausgeglichen die in der Box liegen – wie ein zufriedenes Kind, das am Schlafen ist“, erzählt er. „Es gibt nichts Schöneres für einen Tierhalter, als wenn das Tier zufrieden ist.“
Neben dem schönen Bild zeigen sich für ihn in der Erhaltung und Pflege des Grünlands durch die Beweidung weitere große Vorteile. Und noch ein Aspekt kommt hinzu: Die Fixierung von CO2 im Grünland und die durch Weidegang mögliche Reduktion der Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung – das ist tatsächlich angewandter Klimaschutz“, so Reuter. „Und die Tiere können ihren Bewegungsdrang ausleben.“ Abgesehen davon ist Weidegang für einen Biobetrieb verpflichtend.
Kein Weidegang nur bei extremer Hitze
Der im Jahr 2014 neu bezogene, großzügig angelegte Boxenlaufstall des Betriebs bietet viel Platz für die Kühe und verfügt über ein sehr hohes Luftvolumen. „Im Stall ist es bei Hitzeperioden deutlich kühler als außerhalb. Deshalb kann es bei sehr hohen Temperaturen schon einmal vorkommen, dass wir die Tore zur Weide am Morgen nicht öffnen – oder die Kühe trotz offener Tore erkennbar keine Lust auf Weidegang haben und den kühlen Stall vorziehen“, erzählt der Tierhalter aus Leidenschaft.
Bio-Weidemilch erzielt höheren Preis
„Für den Weidegang spricht natürlich auch die Vermarktung unserer Milch über die Molkerei als Bio-Weidemilch. Der Preisaufschlag, den wir dafür erhalten, gleicht die etwas geringere Milchleistung und den höheren Aufwand, den wir durch den Weidegang haben, in etwa aus.“
Kühe auf dem Weg zur Weide
Rücksichtnahme bei Weidegang: Hunde nicht ohne Leine laufen lassen
Auch wenn für viele Verbraucher Kühe auf der Weide ganz selbstverständlich zu einem schönen Landschaftsbild gehören, würde sich Benny Reuter in einem Punkt doch mehr Rücksicht wünschen: „Hundehalter sollten ihre Tiere bitte nicht ohne Leine über die Weideflächen laufen lassen. Das erschreckt die weidenden Kühe, erst recht, wenn sie gerade kalben, und Hundekot verschmutzt das Futter. Es wäre schön, wenn das aufhören würde“, lautet deshalb sein herzlicher Appell. Weidegang ist für viele Verbraucher ein wichtiger Aspekt in Sachen Tierwohl, umso wichtiger sollte für sie auch der Schutz der Kühe auf der Weide und ihres natürlichen Futters sein.
Noch mehr von Benny Reuters Hof sehen ? Hier gehts zum YouTube-Video vom Hofbesuch.