Studie zeigt: Musik sorgt für entspanntes Melken
So mancher Landwirt ist davon überzeugt, dass er die Milchmenge seiner Kühe steigern kann, indem er die Tiere beim Melken mit Musik beschallt. Die Meinungen über die dafür am besten geeignete Musikrichtung fallen jedoch unterschiedlich aus. Während die eine Fraktion Klassik bevorzugt, schwört die andere auf Rock- oder Blasmusik.
Was ist nun dran an dieser These? Psychologen der Universität von Leicester gingen der Frage im Jahr 2001 nach. In einer repräsentativen Studie wurde den insgesamt über 1.000 Kühen neun Wochen lang Musik verschiedenster Stilrichtungen vorgespielt. Das Ergebnis war eindeutig: Kühe, die mit langsamerer Musik – unter 100 Beats pro Minute – beschallt wurden, produzierten pro Tag drei Prozent (beziehungsweise 0,73 Liter) mehr Milch als an Tagen, an denen sie keine Musik zu hören bekamen. Schnelle Musik – über 120 Beats pro Minute – verringerte die Milchmenge deutlich. Die Wissenschaftler konnten sogar eine Hit-Liste aufstellen, bei welchen Musiktiteln die Kühe besonders viel beziehungsweise wenig Milch gaben. Beliebt war unter anderem klassische Musik – besonders Beethovens Symphonie Nr. 6 – sowie Simon & Garfunkels „Bridge over troubled water“ und „A perfect day“ von Lou Reed. Schnelle Musiktitel, wie auch einige Lieder von den Beatles, landeten auf den „Negativ-Rängen“.
Positive Stimmung beim Melken wichtig
Als Erklärung für die Ergebnisse nannten die Wissenschaftler, dass bei Säugetieren – auch bei uns Menschen – der Milchfluss durch die Gemütsstimmung beeinflusst wird. Ruhige und langsame Musik hat in diesem Fall einen besänftigenden Einfluss auf die Kühe, was zu größerem Wohlbefinden beziehungsweise geringerem Stress und so zu einem höheren Milchfluss führt.
Die österreichische Tierexpertin Susanne Waiblinger sieht die Musikbeschallung allerdings nur als eine von vielen Möglichkeiten, die Milchmenge zu steigern. So können auch regelmäßige Streicheleinheiten oder immer wiederkehrende Rituale die gleichen Erfolge erzielen. Für die Gesundheit und Leistung der Kühe ist der richtige Umgang mit ihnen entscheidend: „Letztendlich ist der Erfolgsfaktor immer der Mensch, dessen Tiere – in welcher Form auch immer – spüren können, dass sie ihm wichtig sind.“