Tierhaltung

Rinder als Nutztiere – eine lange Geschichte!

Die Geschichte der Rinder als Nutztiere reicht etliche tausend Jahre zurück. Nach allem, was wir heute wissen, wurden in Anatolien und im südöstlichen Europa schon vor mehr als 8.000 Jahren Rinder gehalten. Dabei stand ursprünglich die Rolle als Zugtier im Vordergrund, dessen Milch, Fleisch und Häute (Leder) zusätzlich genutzt werden konnten. Im Zuge der Technisierung der Landwirtschaft in den Industriestaaten hat sich der Fokus dann auf die Nutzung von Milch, Fleisch und Häuten konzentriert.

Bei den heute in Deutschland gehaltenen Rindern werden Milchrassen, Fleischrassen, Zweinutzungsrassen[1] sowie Robustrassen[2] unterschieden. Bei den Milchrassen[3] liegt der Schwerpunkt der Tierzucht auf der Milchleistung, während bei Fleischrassen[4] die kräftige Bemuskelung als Ziel im Vordergrund steht. Bei den sogenannten Zweinutzungsrassen sind die Eigenschaften der Milch- und Fleischrassen kombiniert. Dabei werden milchbetonte (zum Beispiel deutsches Braunvieh) und fleischbetonte Zweinutzungsrassen (etwa Gelbvieh) unterschieden.

Bis in die 1950er Jahre war auch hierzulande noch der Einsatz die Nutzung von Rindern als Zugtieren üblich; durch die Technisierung der Landwirtschaft ist diese Nutzungsform aber entfallen. Eine Übersicht zu den wichtigsten heute in Deutschland gehaltenen Rinderrassen gibt es hier. „Einnutzungsrassen“ im strengen Sinn gibt es im Übrigen nicht, da Milch oder Fleisch neben der jeweiligen Hauptnutzung auch immer noch einen gewissen Stellenwert besitzen.


Bild aus Sammlung: Johannes Häcker & René Gutzmerow


Ausgangspunkt: Fruchtbarer Halbmond
Weltweit werden rund 450 Rinderrassen unterschieden und in zwei Rassengruppen unterteilt: Dies sind die europäischen Rinderrassen (Bos taurus), die überwiegend in den gemäßigten Zonen von Eurasien, Nord- und Südamerika sowie in Australien vorkommen, sowie Zebus oder Indische Buckelrinder (Bos indicus), die ursprünglich aus Indien, Südostasien und Äquatorialafrika stammen, heute aber zum Teil auch in Mittel- und Südamerika gehalten werden.

Neuere DNA-Vergleiche, die auf Rinderskeletten aus frühen menschlichen Siedlungen basieren, sowie Skelettfunde des wilden europäischen Auerochsen (Ur) bestätigen: „alle europäischen Rinder stammen aus dem Gebiet des ‚Fruchtbaren Halbmondes‘ (= ein halbkreisförmiges Gebiet zwischen dem heutigen Syrien und Irak). Hier wurde begonnen, unsere taurinen Hausrinder herauszuzüchten.“


Hochlandrind, Foto: Michaela Wenzler, Pixabay

Von dort haben sie sich im Lauf der Zeit über Kleinasien, Afrika und Europa verbreitet. Dabei haben sich unterschiedliche Landrassen entwickelt und sich durch den Zuchteinfluss des Menschen auf ihre jeweiligen Lebensräume eingestellt. Ein Beispiel dafür ist das sehr lange Fell des Schottischen Hochlandrinds, das damit perfekt an das zum Teil raue Klima seiner Heimat angepasst ist.

 

Während die weitere Verbreitung und Vermischung von Landrassen im Verlauf der Völkerwanderung noch eher zufällig erfolgte, setzte mit Beginn der Industrialisierung eine gezielte Rassenbildung ein. Das beruhte auf der steigenden Nachfrage nach Fleisch und Milch bzw. Milchprodukten wie Butter: Die Tiere wurden zunehmend systematisch nach ihrer jeweiligen Form und Leistung ausgewählt (Selektion[5]) und angepaart. In der Folge verdrängten die entstehenden Hochleistungsrassen die ursprünglichen Landrassen. Dieser Rückgang betraf auch die hier ursprünglich heimischen Landrassen wie etwa Glanvieh, Limpurger oder das Vogtländische Rotvieh, die bis auf wenige Bestände verschwunden sind.

[1] Zweinutzungsrassen werden gleichzeitig auf Milch- und Fleischleistung gezüchtet. Zu ihnen gehören beispielsweise Fleckvieh sowie inzwischen seltene Rassen wie Pinzgauer, Vorderwälder und Hinterwälder.

[2]Robustrassen sind sehr anspruchslos bezüglich Haltung, Futter und Witterung. Sie sind meist klein gebaut, wachsen langsam und können auch bei ganzjähriger Freilandhaltung und auf extensiven Standorten gehalten werden. Typische Robustrassen sind das Galloway sowie das Schottische Hochlandrind.

[3]Milchrassen zeichnen sich durch eine hohe Milchleistung und eine geringe Bemuskelung aus. Zu den Milchrassen zählen z. B. Schwarz- und Rotbunte, Jersey, Angler und Rotvieh.

[4] Bei den Fleischrassen steht die Erzeugung von Fleisch im Vordergrund. Fleischrassen zeichnen sich durch schnelles Wachstum und hohe Endgewichte aus. Daher haben fleischbetonte Rassen eine stärkere Bemuskelung und eine bessere Fleischstruktur (z. B. Marmorierung) als milchbetonte und Zweinutzungsrassen.

[5]Selektion oder Zuchtwahl nennt man die Auswahl von Pflanzen oder Tieren, die in der Züchtung eingesetzt werden, um bestimmte erwünschte Eigenschaften an die nächste Generation weiterzugeben. Diese Eigenschaften werden zuvor als Zuchtziel festgelegt. Das kann bei Tieren etwa die Milchleistung oder Futterverwertung sein.

Tierhaltung

Rinder als Nutztiere – eine lange Geschichte!

Die Geschichte der Rinder als Nutztiere reicht etliche tausend Jahre zurück. Nach allem, was wir heute wissen, wurden in Anatolien und im südöstlichen Europa schon vor mehr als 8.000 Jahren Rinder gehalten. Dabei stand ursprünglich die Rolle als Zugtier im Vordergrund, dessen Milch, Fleisch und Häute (Leder) zusätzlich genutzt werden konnten. Im Zuge der Technisierung der Landwirtschaft in den Industriestaaten hat sich der Fokus dann auf die Nutzung von Milch, Fleisch und Häuten konzentriert.

Bei den heute in Deutschland gehaltenen Rindern werden Milchrassen, Fleischrassen, Zweinutzungsrassen[1] sowie Robustrassen[2] unterschieden. Bei den Milchrassen[3] liegt der Schwerpunkt der Tierzucht auf der Milchleistung, während bei Fleischrassen[4] die kräftige Bemuskelung als Ziel im Vordergrund steht. Bei den sogenannten Zweinutzungsrassen sind die Eigenschaften der Milch- und Fleischrassen kombiniert. Dabei werden milchbetonte (zum Beispiel deutsches Braunvieh) und fleischbetonte Zweinutzungsrassen (etwa Gelbvieh) unterschieden.

Bis in die 1950er Jahre war auch hierzulande noch der Einsatz die Nutzung von Rindern als Zugtieren üblich; durch die Technisierung der Landwirtschaft ist diese Nutzungsform aber entfallen. Eine Übersicht zu den wichtigsten heute in Deutschland gehaltenen Rinderrassen gibt es hier. „Einnutzungsrassen“ im strengen Sinn gibt es im Übrigen nicht, da Milch oder Fleisch neben der jeweiligen Hauptnutzung auch immer noch einen gewissen Stellenwert besitzen.


Bild aus Sammlung: Johannes Häcker & René Gutzmerow


Ausgangspunkt: Fruchtbarer Halbmond
Weltweit werden rund 450 Rinderrassen unterschieden und in zwei Rassengruppen unterteilt: Dies sind die europäischen Rinderrassen (Bos taurus), die überwiegend in den gemäßigten Zonen von Eurasien, Nord- und Südamerika sowie in Australien vorkommen, sowie Zebus oder Indische Buckelrinder (Bos indicus), die ursprünglich aus Indien, Südostasien und Äquatorialafrika stammen, heute aber zum Teil auch in Mittel- und Südamerika gehalten werden.

Neuere DNA-Vergleiche, die auf Rinderskeletten aus frühen menschlichen Siedlungen basieren, sowie Skelettfunde des wilden europäischen Auerochsen (Ur) bestätigen: „alle europäischen Rinder stammen aus dem Gebiet des ‚Fruchtbaren Halbmondes‘ (= ein halbkreisförmiges Gebiet zwischen dem heutigen Syrien und Irak). Hier wurde begonnen, unsere taurinen Hausrinder herauszuzüchten.“


Hochlandrind, Foto: Michaela Wenzler, Pixabay

Von dort haben sie sich im Lauf der Zeit über Kleinasien, Afrika und Europa verbreitet. Dabei haben sich unterschiedliche Landrassen entwickelt und sich durch den Zuchteinfluss des Menschen auf ihre jeweiligen Lebensräume eingestellt. Ein Beispiel dafür ist das sehr lange Fell des Schottischen Hochlandrinds, das damit perfekt an das zum Teil raue Klima seiner Heimat angepasst ist.

 

Während die weitere Verbreitung und Vermischung von Landrassen im Verlauf der Völkerwanderung noch eher zufällig erfolgte, setzte mit Beginn der Industrialisierung eine gezielte Rassenbildung ein. Das beruhte auf der steigenden Nachfrage nach Fleisch und Milch bzw. Milchprodukten wie Butter: Die Tiere wurden zunehmend systematisch nach ihrer jeweiligen Form und Leistung ausgewählt (Selektion[5]) und angepaart. In der Folge verdrängten die entstehenden Hochleistungsrassen die ursprünglichen Landrassen. Dieser Rückgang betraf auch die hier ursprünglich heimischen Landrassen wie etwa Glanvieh, Limpurger oder das Vogtländische Rotvieh, die bis auf wenige Bestände verschwunden sind.

[1] Zweinutzungsrassen werden gleichzeitig auf Milch- und Fleischleistung gezüchtet. Zu ihnen gehören beispielsweise Fleckvieh sowie inzwischen seltene Rassen wie Pinzgauer, Vorderwälder und Hinterwälder.

[2]Robustrassen sind sehr anspruchslos bezüglich Haltung, Futter und Witterung. Sie sind meist klein gebaut, wachsen langsam und können auch bei ganzjähriger Freilandhaltung und auf extensiven Standorten gehalten werden. Typische Robustrassen sind das Galloway sowie das Schottische Hochlandrind.

[3]Milchrassen zeichnen sich durch eine hohe Milchleistung und eine geringe Bemuskelung aus. Zu den Milchrassen zählen z. B. Schwarz- und Rotbunte, Jersey, Angler und Rotvieh.

[4] Bei den Fleischrassen steht die Erzeugung von Fleisch im Vordergrund. Fleischrassen zeichnen sich durch schnelles Wachstum und hohe Endgewichte aus. Daher haben fleischbetonte Rassen eine stärkere Bemuskelung und eine bessere Fleischstruktur (z. B. Marmorierung) als milchbetonte und Zweinutzungsrassen.

[5]Selektion oder Zuchtwahl nennt man die Auswahl von Pflanzen oder Tieren, die in der Züchtung eingesetzt werden, um bestimmte erwünschte Eigenschaften an die nächste Generation weiterzugeben. Diese Eigenschaften werden zuvor als Zuchtziel festgelegt. Das kann bei Tieren etwa die Milchleistung oder Futterverwertung sein.

Tierhaltung

Rinder als Nutztiere – eine lange Geschichte!

Die Geschichte der Rinder als Nutztiere reicht etliche tausend Jahre zurück. Nach allem, was wir heute wissen, wurden in Anatolien und im südöstlichen Europa schon vor mehr als 8.000 Jahren Rinder gehalten. Dabei stand ursprünglich die Rolle als Zugtier im Vordergrund, dessen Milch, Fleisch und Häute (Leder) zusätzlich genutzt werden konnten. Im Zuge der Technisierung der Landwirtschaft in den Industriestaaten hat sich der Fokus dann auf die Nutzung von Milch, Fleisch und Häuten konzentriert.

Bei den heute in Deutschland gehaltenen Rindern werden Milchrassen, Fleischrassen, Zweinutzungsrassen[1] sowie Robustrassen[2] unterschieden. Bei den Milchrassen[3] liegt der Schwerpunkt der Tierzucht auf der Milchleistung, während bei Fleischrassen[4] die kräftige Bemuskelung als Ziel im Vordergrund steht. Bei den sogenannten Zweinutzungsrassen sind die Eigenschaften der Milch- und Fleischrassen kombiniert. Dabei werden milchbetonte (zum Beispiel deutsches Braunvieh) und fleischbetonte Zweinutzungsrassen (etwa Gelbvieh) unterschieden.

Bis in die 1950er Jahre war auch hierzulande noch der Einsatz die Nutzung von Rindern als Zugtieren üblich; durch die Technisierung der Landwirtschaft ist diese Nutzungsform aber entfallen. Eine Übersicht zu den wichtigsten heute in Deutschland gehaltenen Rinderrassen gibt es hier. „Einnutzungsrassen“ im strengen Sinn gibt es im Übrigen nicht, da Milch oder Fleisch neben der jeweiligen Hauptnutzung auch immer noch einen gewissen Stellenwert besitzen.


Bild aus Sammlung: Johannes Häcker & René Gutzmerow


Ausgangspunkt: Fruchtbarer Halbmond
Weltweit werden rund 450 Rinderrassen unterschieden und in zwei Rassengruppen unterteilt: Dies sind die europäischen Rinderrassen (Bos taurus), die überwiegend in den gemäßigten Zonen von Eurasien, Nord- und Südamerika sowie in Australien vorkommen, sowie Zebus oder Indische Buckelrinder (Bos indicus), die ursprünglich aus Indien, Südostasien und Äquatorialafrika stammen, heute aber zum Teil auch in Mittel- und Südamerika gehalten werden.

Neuere DNA-Vergleiche, die auf Rinderskeletten aus frühen menschlichen Siedlungen basieren, sowie Skelettfunde des wilden europäischen Auerochsen (Ur) bestätigen: „alle europäischen Rinder stammen aus dem Gebiet des ‚Fruchtbaren Halbmondes‘ (= ein halbkreisförmiges Gebiet zwischen dem heutigen Syrien und Irak). Hier wurde begonnen, unsere taurinen Hausrinder herauszuzüchten.“


Hochlandrind, Foto: Michaela Wenzler, Pixabay

Von dort haben sie sich im Lauf der Zeit über Kleinasien, Afrika und Europa verbreitet. Dabei haben sich unterschiedliche Landrassen entwickelt und sich durch den Zuchteinfluss des Menschen auf ihre jeweiligen Lebensräume eingestellt. Ein Beispiel dafür ist das sehr lange Fell des Schottischen Hochlandrinds, das damit perfekt an das zum Teil raue Klima seiner Heimat angepasst ist.

 

Während die weitere Verbreitung und Vermischung von Landrassen im Verlauf der Völkerwanderung noch eher zufällig erfolgte, setzte mit Beginn der Industrialisierung eine gezielte Rassenbildung ein. Das beruhte auf der steigenden Nachfrage nach Fleisch und Milch bzw. Milchprodukten wie Butter: Die Tiere wurden zunehmend systematisch nach ihrer jeweiligen Form und Leistung ausgewählt (Selektion[5]) und angepaart. In der Folge verdrängten die entstehenden Hochleistungsrassen die ursprünglichen Landrassen. Dieser Rückgang betraf auch die hier ursprünglich heimischen Landrassen wie etwa Glanvieh, Limpurger oder das Vogtländische Rotvieh, die bis auf wenige Bestände verschwunden sind.

[1] Zweinutzungsrassen werden gleichzeitig auf Milch- und Fleischleistung gezüchtet. Zu ihnen gehören beispielsweise Fleckvieh sowie inzwischen seltene Rassen wie Pinzgauer, Vorderwälder und Hinterwälder.

[2]Robustrassen sind sehr anspruchslos bezüglich Haltung, Futter und Witterung. Sie sind meist klein gebaut, wachsen langsam und können auch bei ganzjähriger Freilandhaltung und auf extensiven Standorten gehalten werden. Typische Robustrassen sind das Galloway sowie das Schottische Hochlandrind.

[3]Milchrassen zeichnen sich durch eine hohe Milchleistung und eine geringe Bemuskelung aus. Zu den Milchrassen zählen z. B. Schwarz- und Rotbunte, Jersey, Angler und Rotvieh.

[4] Bei den Fleischrassen steht die Erzeugung von Fleisch im Vordergrund. Fleischrassen zeichnen sich durch schnelles Wachstum und hohe Endgewichte aus. Daher haben fleischbetonte Rassen eine stärkere Bemuskelung und eine bessere Fleischstruktur (z. B. Marmorierung) als milchbetonte und Zweinutzungsrassen.

[5]Selektion oder Zuchtwahl nennt man die Auswahl von Pflanzen oder Tieren, die in der Züchtung eingesetzt werden, um bestimmte erwünschte Eigenschaften an die nächste Generation weiterzugeben. Diese Eigenschaften werden zuvor als Zuchtziel festgelegt. Das kann bei Tieren etwa die Milchleistung oder Futterverwertung sein.

Tierhaltung

Rinder als Nutztiere – eine lange Geschichte!

Die Geschichte der Rinder als Nutztiere reicht etliche tausend Jahre zurück. Nach allem, was wir heute wissen, wurden in Anatolien und im südöstlichen Europa schon vor mehr als 8.000 Jahren Rinder gehalten. Dabei stand ursprünglich die Rolle als Zugtier im Vordergrund, dessen Milch, Fleisch und Häute (Leder) zusätzlich genutzt werden konnten. Im Zuge der Technisierung der Landwirtschaft in den Industriestaaten hat sich der Fokus dann auf die Nutzung von Milch, Fleisch und Häuten konzentriert.

Bei den heute in Deutschland gehaltenen Rindern werden Milchrassen, Fleischrassen, Zweinutzungsrassen[1] sowie Robustrassen[2] unterschieden. Bei den Milchrassen[3] liegt der Schwerpunkt der Tierzucht auf der Milchleistung, während bei Fleischrassen[4] die kräftige Bemuskelung als Ziel im Vordergrund steht. Bei den sogenannten Zweinutzungsrassen sind die Eigenschaften der Milch- und Fleischrassen kombiniert. Dabei werden milchbetonte (zum Beispiel deutsches Braunvieh) und fleischbetonte Zweinutzungsrassen (etwa Gelbvieh) unterschieden.

Bis in die 1950er Jahre war auch hierzulande noch der Einsatz die Nutzung von Rindern als Zugtieren üblich; durch die Technisierung der Landwirtschaft ist diese Nutzungsform aber entfallen. Eine Übersicht zu den wichtigsten heute in Deutschland gehaltenen Rinderrassen gibt es hier. „Einnutzungsrassen“ im strengen Sinn gibt es im Übrigen nicht, da Milch oder Fleisch neben der jeweiligen Hauptnutzung auch immer noch einen gewissen Stellenwert besitzen.


Bild aus Sammlung: Johannes Häcker & René Gutzmerow


Ausgangspunkt: Fruchtbarer Halbmond
Weltweit werden rund 450 Rinderrassen unterschieden und in zwei Rassengruppen unterteilt: Dies sind die europäischen Rinderrassen (Bos taurus), die überwiegend in den gemäßigten Zonen von Eurasien, Nord- und Südamerika sowie in Australien vorkommen, sowie Zebus oder Indische Buckelrinder (Bos indicus), die ursprünglich aus Indien, Südostasien und Äquatorialafrika stammen, heute aber zum Teil auch in Mittel- und Südamerika gehalten werden.

Neuere DNA-Vergleiche, die auf Rinderskeletten aus frühen menschlichen Siedlungen basieren, sowie Skelettfunde des wilden europäischen Auerochsen (Ur) bestätigen: „alle europäischen Rinder stammen aus dem Gebiet des ‚Fruchtbaren Halbmondes‘ (= ein halbkreisförmiges Gebiet zwischen dem heutigen Syrien und Irak). Hier wurde begonnen, unsere taurinen Hausrinder herauszuzüchten.“


Hochlandrind, Foto: Michaela Wenzler, Pixabay

Von dort haben sie sich im Lauf der Zeit über Kleinasien, Afrika und Europa verbreitet. Dabei haben sich unterschiedliche Landrassen entwickelt und sich durch den Zuchteinfluss des Menschen auf ihre jeweiligen Lebensräume eingestellt. Ein Beispiel dafür ist das sehr lange Fell des Schottischen Hochlandrinds, das damit perfekt an das zum Teil raue Klima seiner Heimat angepasst ist.

 

Während die weitere Verbreitung und Vermischung von Landrassen im Verlauf der Völkerwanderung noch eher zufällig erfolgte, setzte mit Beginn der Industrialisierung eine gezielte Rassenbildung ein. Das beruhte auf der steigenden Nachfrage nach Fleisch und Milch bzw. Milchprodukten wie Butter: Die Tiere wurden zunehmend systematisch nach ihrer jeweiligen Form und Leistung ausgewählt (Selektion[5]) und angepaart. In der Folge verdrängten die entstehenden Hochleistungsrassen die ursprünglichen Landrassen. Dieser Rückgang betraf auch die hier ursprünglich heimischen Landrassen wie etwa Glanvieh, Limpurger oder das Vogtländische Rotvieh, die bis auf wenige Bestände verschwunden sind.

[1] Zweinutzungsrassen werden gleichzeitig auf Milch- und Fleischleistung gezüchtet. Zu ihnen gehören beispielsweise Fleckvieh sowie inzwischen seltene Rassen wie Pinzgauer, Vorderwälder und Hinterwälder.

[2]Robustrassen sind sehr anspruchslos bezüglich Haltung, Futter und Witterung. Sie sind meist klein gebaut, wachsen langsam und können auch bei ganzjähriger Freilandhaltung und auf extensiven Standorten gehalten werden. Typische Robustrassen sind das Galloway sowie das Schottische Hochlandrind.

[3]Milchrassen zeichnen sich durch eine hohe Milchleistung und eine geringe Bemuskelung aus. Zu den Milchrassen zählen z. B. Schwarz- und Rotbunte, Jersey, Angler und Rotvieh.

[4] Bei den Fleischrassen steht die Erzeugung von Fleisch im Vordergrund. Fleischrassen zeichnen sich durch schnelles Wachstum und hohe Endgewichte aus. Daher haben fleischbetonte Rassen eine stärkere Bemuskelung und eine bessere Fleischstruktur (z. B. Marmorierung) als milchbetonte und Zweinutzungsrassen.

[5]Selektion oder Zuchtwahl nennt man die Auswahl von Pflanzen oder Tieren, die in der Züchtung eingesetzt werden, um bestimmte erwünschte Eigenschaften an die nächste Generation weiterzugeben. Diese Eigenschaften werden zuvor als Zuchtziel festgelegt. Das kann bei Tieren etwa die Milchleistung oder Futterverwertung sein.